Susann H. | Mutter einer Autistin

Ich bin Mutter einer 18jährigen Tochter. Unser Kind war immer schon anders als die anderen Kinder in Kita, Schule und im Freundeskreis. Aber man sagte uns nicht nur einmal: „So ist sie halt. Das wird schon.“ Nichts wurde…

Später wurde uns dann – direkt oder indirekt – ein „ungezogenes“ Kind attestiert, das sich einfach nicht an Regeln halten kann.

Unsere Tochter leidet seit ihrem elften Lebensjahr an einer schweren Form von Epilepsie. Uns hat das völlig aus der Bahn geworfen. Es dauerte lange, bis sich ein für sie geeignetes Medikament fand, das ihre Anfälle zuverlässig verhinderte. 

Zwei Jahre später kam die Diagnose Autismus dazu. Das war zu viel für mich, ich konnte ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal die Epilepsie akzeptieren. Also habe ich diese zweite Diagnose vorläufig verdrängt.

Wir haben – so gut es ging – versucht, für unser Kind in der Schule geeignete Nachteilsausgleiche und andere Hilfsmaßnahmen durchzusetzen. Mal stießen wir auf verständnisvolle Lehrer*innen und Sonderpädagog*innen, aber leider oft auch auf solche, die sagten, unser Kind würde nur verhätschelt und solle sich nicht so haben.

Wir hatten niemanden, den wir uns um Rat und Hilfe bitten und mit dem wir uns austauschen konnten. 

In einem Zeitungsartikel las ich von der Selbsthilfegruppe Autismus. Anfänglich habe ich gezögert, Kontakt dorthin aufzunehmen. Jetzt kann ich selbst nicht mehr verstehen, warum ich so lange gewartet habe. Waren es Ängste oder (überflüssiges) Schamgefühl?

Ich wurde sehr herzlich in diese Gruppe aufgenommen und habe sehr schnell Kontakt zu ähnlich betroffenen Eltern gefunden. Mittlerweile bin ich selbst Mitglied und bereue diesen Schritt nicht eine Minute.

Ich fühle mich aufgehoben und verstanden. Alle haben Ähnliches erlebt und oft gleiche Erfahrungen machen müssen. Es tut so gut, nicht mehr allein mit dieser Diagnose dazustehen und Gleichgesinnte gefunden zu haben, sich austauschen zu können und/oder menschlichen genauso wie fachlichen Rat von erfahrenen Eltern einzuholen. 

Ich bin so froh, die Selbsthilfegruppe Autismus gefunden zu haben. Gemeinsam können wir leichter und mehr Verständnis für Autisten finden!

Susann H.
Brandenburg a. d. Havel, August 2020